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Das Inselmodell von Vera F. Birkenbihl

Autorenbild: Michaela KutiMichaela Kuti

Reif für die Insel oder was?


Was für eine traumhafte Vorstellung: alle Menschen leben auf einer großen Insel friedlich miteinander. Zu schön um wahr zu sein? Ja, leider... In Wirklichkeit ist es nämlich ganz anders: jeder Mensch lebt auf seiner eigenen mehr oder weniger kleinen Insel.


Wie eine gute Kommunikation trotzdem gelingen kann und was dir das für deinen Mikrokosmos „Vocal Coaching“ bringt, erfährst du hier.


Eine tropische Insel

Das Inselmodell


Vera F. Birkenbihl, eine der bekanntesten Trainerinnen im Bereich Kommunikation, sieht es so: Jeder Mensch entwickelt über die Jahre seine ganz eigene Insel, auf der er sich häuslich niederlässt und die er sein ganzes Leben lang nicht wieder verlässt. Diese Insel gründet sich auf ganz persönliche Faktoren wie z.B. Pläne, Hoffnungen, Ängste, Erziehung, Einstellungen, Erfahrungen, Wissen, Interessen, Stress oder die gegenwärtige Stimmung. Jeder einzelne von uns lebt sozusagen in seiner ganz eigenen „Gedankeninsel“ und handelt auch danach. Wie groß die jeweilige Insel ist, bestimmt sich also maßgeblich danach, wie viele Erfahrungen jeder Mensch macht und wie er die Welt sieht.

 

Treffen sich zwei Personen…


…mit einer großen Überschneidung ihrer Inseln, umso ähnlicher denken, fühlen und handeln die Personen. Je größer also die Schnittmenge der beiden Inseln ist, umso besser werden sich die Personen verstehen und miteinander auskommen. Die Schnittmenge kann hierbei z.B. gemeinsame Themen, Hobbys, ähnliche Meinungen oder Erfahrungen sein. Es gibt wenig Missverständnisse. Die Kommunikation zwischen beiden Personen fällt in diesem Fall leicht.


Eine Frau alleine auf einer Insel

 

Zu kleine Inseln


Sind die Inseln aber zu klein und liegen zu weit voneinander entfernt, redet man aneinander vorbei. Die Kommunikation fällt schwer. Es entstehen mehr Missverständnisse und Meinungsverschiedenheiten. Der eine brüllt von seiner Insel, der andere von seiner. Man redet aneinander vorbei. Grundsätzlich jedoch hat jeder von beiden das Recht auf eine eigene Meinung, aber diese andere Meinung zu akzeptieren fällt uns von Haus aus meistens schwer. Das ist unbequem - und unbequem wollen wir nicht. Weder unser Herz, noch unser Gehirn. Jemand, der anders denkt, handelt oder fühlt als wir, ist uns grundsätzlich erst mal suspekt. Im Anderssein jeden Menschen so zu akzeptieren wie er ist, ist nicht leicht.


Die große Kunst der Kommunikation fängt also genau an dieser Stelle an. 

 

Was nun?! Strategien für kleine Inseln


Vera F. Birkenbihl schlägt nun zwei mögliche Strategien vor, dieses „Inselproblem“ zu lösen:


Die erste mögliche Strategie wäre, eine Brücke zur Insel des anderen zu bauen. Solche Brücken bauen können wir beispielsweise durch Verständnis oder durch Zuhören. Sie ist allerdings meist sehr filigran und nicht von Bestand. Oder um im Bild zu bleiben: manchmal kann eine Brücke gar nicht so lang, so lang stark oder so stabil sein, dass sie die andere Insel überhaupt trifft.


Eine weitere Strategie ist es also, die eigene Insel zu vergrößern. Das kann man durch das Sammeln von neuen Erfahrungen, durch Lernen von Neuem, durch die Aneignung von neuem Wissen und die gezielte Auseinandersetzung mit der Meinung, der Erfahrung und den Glaubenssätzen des Gegenübers erreichen. Dadurch können neue Überschneidungen zu einer anderen Insel entstehen - selbst wenn diese andere Insel miniklein ist und weit weg liegt.


Je größer also meine eigene Insel wird, umso weniger kann mich über andere Menschen ärgern und umso mehr Verbindungen bekomme ich grundsätzlich zu mehr Menschen um mich herum.


Gelingt jedoch beides nicht, gibt es immer noch die Möglichkeit zur „Zweinigung“. Damit ist das gegenseitige Verständnis gemeint, das man sich eben nicht versteht. Und jeder schippert froh gelaunt mit seiner Insel weiter durch die Meere.

 

Alles geht von dir aus


Eine gelungene Kommunikation hat in erster Linie mit dir und deiner Insel zu tun und weniger mit dem Gegenüber und seiner Insel. Alles geht von dir aus: wenn du bereit bist, dich auf die Insel deines Gegenübers einzulassen, kann das ein großer Schritt hin zu einer besseren Kommunikation zwischen dir und deinem Gegenüber führen. Eine größere Insel für dich bedeutet immer auch eine größere Freiheit in dir und eine bessere Kommunikation für dich und dein Gegenüber.


Eine Frau fotografiert eine Insel

 

Praxistipp:


Alleine zu wissen, dass täglich Menschen zu dir ins Coaching kommen, die auf ihrer eigenen Insel leben, ist eine so große Chance für dich als Coach. Werde zum Entdecker: sei neugierig darauf, wie es sich auf der anderen Insel lebt, frag nach was den anderen bewegt, was ihn inspiriert, von was er träumt, was für Erfahrungen er gemacht hat. Neugier ist der Schlüssel. Neugier und Offenheit. Und das Interesse an anderen Menschen und seinen Themen. Wenn das grundsätzlich bereits wichtige Werte für dich sind, wirst du ziemlich sicher viele interessante und spannende Momente im Coaching erleben. Lehn dich doch einfach mal innerlich zurück und schau, welche Schätze es auf den anderen Inseln zu entdecken gibt. Oder vergrößere deine Insel: bilde dich weiter, besuche Workshops, mache einen Kurs, den du schon immer mal machen wolltest, lies andere Bücher, hör neue Musik, entdecke etwas neues, anderes außerhalb deiner Komfortzone.


Mach deine Insel zu einem Ort, an dessen Rändern eine Menge anderer Inseln andocken können und auf der es sich gemütlich, friedlich und gut leben lässt - voller Wertschätzung, mit offenen Ohren, einem weit geöffneten Herzen und der Sonne im Gesicht.

 

 

Textquellen:

Studienbrief, Systemischer Coach – Kommunikation & Gesprächsführung im systemischen Coaching, Dr. Sabine Schröder, Stand: 26.06.24


Bildquellen:

Medien von wix.com

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