Wie aus den Träumen und Wünschen deiner Coachees echte SMARTe Ziele werden
Tadaaaaaa, ihr habt entschieden: Nummer 1 meiner Umfrage auf Social Media ist das Thema „Ziele erreichen“ geworden und hier ist also der passende Blogbeitrag dazu.
Wenn Coachees zu mir ins Vocalcoaching kommen, frage ich sie immer nach ihren Stimmzielen oder Stimmwünschen. Manche können damit noch recht wenig anfangen, manche allerdings haben schon ganz konkrete Vorstellungen davon, was sie gerne erreichen möchten.
Was nun unterscheidet eigentlich einen Wunsch von einem Ziel?
Meiner Meinung nach ist ein Ziel ein Wunsch mit einer konkreten Richtung und zwar in Richtung Zukunft. Daher macht es für mich auch unbedingt Sinn nach den Stimmwünschen zu fragen, falls noch kein konkretes Ziel in Aussicht ist. Sollten dann plötzlich mehrere Wünsche im Raum herumschwirren, kann man gerne eine TOP 5 Liste der Dringlichkeit des Wunsches machen und die Wünsche priorisieren.
Spielen wir das doch einfach mal an einem Beispiel durch:
Angenommen, unsere Coachee wünscht sich nichts sehnlicher, als beim Singen endlich kräftig in die Höhen zu kommen. Das ist ihr Stimmwunsch Nummer 1.
Was fällt dir dabei auf?
Erstmals vielleicht, dass es schön ist, dass wir ein Thema identifiziert haben, das der Coachee wirklich am Herzen liegt und für sie sehr dringlich ist. Aber: es ist noch sehr ungenau. Was bedeutet kräftig? Wie hoch sollen die Höhen sein? Usw...
Sprich: dem Wunsch fehlt die konkrete Richtung.
Hier kommen nun die verschiedenen Zielerreichungsmethoden ins Spiel und wenn du einmal danach googelst, wirst du bestimmt einen ganzen Haufen davon finden. Für mich hat sich dabei im Zusammenhang mit dem Setting Vocalcoaching die „SMART-Formel“ als sehr praktikabel und leicht einsetzbar herauskristallisiert und diese möchte ich dir heute etwas genauer vorstellen.
Was ist die S.M.A.R.T.-Formel?
SMART ist ein Akronym und bedeutet:
S.pezifisch
M.essbar
A.ttraktiv
R.ealistisch
T.erminiert
Was genau bedeutet das nun für den Stimmwunsch unserer Coachee?
Schauen wir es uns doch mal genauer an:
S wie spezifisch
Ziele sollten immer so klar und präzise wie möglich formuliert werden, d.h. je eindeutiger umso besser. In unserem Falle könnte das zB sein: „Ich möchte in dem Song „Set fire to the Rain“ im Refrain so kräftig und bruststimmig singen können wie Adele und an der Stelle nicht immer in die Kopfstimme wechseln.“
M wie messbar
Hier wird es nun etwas kniffliger, denn es geht bei uns ja meist nicht um irgendwelche Zahlen oder Umsatzziele, sondern eben auch um Erfolge, die nicht in Zahlen sondern in Gefühl, Sound oder Technik gemessen werden. Ein Trick hierbei ist, eine Skalierung hinzuzuziehen.
Beispielsweise könnten wir fragen: „Auf einer Skala von 0 bis 10 – wie weit bist du von deinem Ziel noch entfernt?“ (0 bedeutet, das Ziel ist noch nicht einmal in Sicht und scheint in unerreichbarer Ferne, 10 bedeutet, es ist bereits erreicht worden.) Damit ist dieses Ziel für die Coachee messbar geworden: sie kann am Ende unseres Coachings dasselbe noch einmal per Skalierung bewerten und hat damit bereits ein erstes kleines Erfolgserlebnis.
Extra-Tipp: Sollten noch einige Schritte bis zur 10 fehlen, kann es auch sinnvoll sein, sich zu überlegen, welche kleinen Schritte es braucht, um zur 10 zu gelangen. Bspw. Der nächste kleine Schritte ist Übung x, der übernächste Schritt ist Übung y usw.
A wie attraktiv
Das Ziel muss in jedem Fall sehr attraktiv für unsere Coachee sein und sehr erstrebenswert. Nur Ziele, die so erstrebenswert sind, dass man Zeit und Mühe investiert, sind es subjektiv auch wirklich wert, am Prozess dran zu bleiben. Die Coachee sollte mit Spaß und Freude an diese Aufgabe gehen und richtig Lust darauf haben, dieses Ziel zu erreichen. Dies wiederum haben wir in diesem Fall bereits gecheckt, da es ihr erklärtes Stimmziel Nummer 1 ist.
R wie realistisch
Ziele sollten den Coachee immer anspornen, dran zu bleiben. Dazu müssen sie unbedingt realistisch sein. Eher unrealistisch einzuschätzen wäre das Ziel wohl gewesen, wenn die Coachee in diesem Beispiel gesagt hätte: „Ich möchte bitte genauso klingen wie Adele“. Das hat sie aber nicht getan, sondern das Ziel war, im Refrain nicht mehr in die Kopfstimme zu wechseln sondern eine kräftigere Stimmlippenmasse einsetzen zu können. Realistisch bedeutet in dem Fall auch: das Ziel zu erreichen mit den stimmlichen Voraussetzungen und Möglichkeiten, die in diesem Moment gegeben sind. Reichen die Voraussetzungen (noch) nicht aus, sollte man schauen, was noch fehlt und was vorher vielleicht noch erlernt werden sollte, um dieses Ziel aus stimmphysiologischer Sicht gesund und technisch gut erreichen zu können.
T wie terminiert
Ein Ziel braucht einen konkreten Termin. Der Termin bestimmt, wann in der Zukunft das Stimmziel erreicht werden soll. Hat man eine konkrete Zeitspanne oder ein exaktes Datum, ist das wiederum die Grundlage für die Messbarkeit. Allerdings sollte auch hier unbedingt darauf geachtet werden, dass auch der Termin realistisch ist. Wenn die Coachee z.B. sagt, sie möchte dieses Ziel innerhalb der nächsten 10 Minuten erreichen, kann das evtl. funktionieren, ist aber möglicherweise nicht sehr nachhaltig. Eine bessere Variante wäre z.B. wenn die Coachee sagt: „Ich möchte diesen Song in 3 Monaten beim 80. Geburtstag meiner Oma singen.“
Yeah, da sind wir auf jeden Fall am Start. Dieses Ziel passt!
Vorteile vs. Nachteile
Natürlich gibt es immer Vor- und Nachteile solcher Vorgehensweisen: Vorteile dieser Formel sind auf jeden Fall die leichte Anwendung und Umsetzung im Coachingalltag. Durch das Akronym ist sie schnell zur Hand und lässt sich gut merken. Sie verhilft zu mehr Klarheit und einer besseren Orientierung und schafft dadurch die Basis für mehr Motivation auf Seiten des Coachees.
Nachteilig ist sicherlich, dass sich der Aspekt „Messbarkeit“ im Zusammenhang mit Vocalcoaching etwas schwierig gestaltet, da sich rein qualitative Ziele um einiges schwerer messen lassen als rein quantitative. Allerdings hilft z.B. die Skalierung dabei, dieses Manko auszugleichen.
Der Extra-Tipp:
Ist ein SMARTes Ziel gefunden worden, sollte es unbedingt verschriftlicht werden. Aufschreiben, ausdrucken, ein Vision Board basteln, zuhause an die Wand hängen – egal, Hauptsache, der Coachee bleibt dran und bleibt motiviert. Aber wie immer gilt: einfach ausprobieren!
Und wenn du magst, schreib mir gerne in die Kommentare, ob die SMART-Formel für dein Coaching einen Unterschied gemacht hat und welche Erfahrungen du damit gesammelt hast.
Ich freu mich über dein Feedback.
Liebe Grüße,
Michaela
Bildquelle: Medien von wix
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